Die Elben, auch die Erstgeborenen genannt
(ursprünglicher Name Quendi, die mit Stimme reden),
wurden von Ilúvatar geschaffen und dürfen sich als die
Älteste Rasse auf Arda bezeichnen. Sie kamen vor den
Menschen in die Welt und haben das Vorrecht der
Unsterblichkeit, sind jedoch an die Kreise der Welt
gebunden. Es ist ihnen bestimmt, in Aman, den
Unsterblichen Landen, zu leben und viele verließen
Mittelerde, um dorthin zu segeln. Außerdem erliegen
Elben keinen Krankheiten und ihre Seelen wandern,
sofern sie sterben, in Mandos Hallen, in denen sie, auf
das Ende der Zeit und das Kommen Ilúvatars warten um
dort einen neuen Körper zu bekommen.
Einst gefürchtete Krieger und begabte Künstler,
bestimmen sie über viele Jahrhunderte das Schicksal von
Mittelerde, sind aber gegen Ende des Dritten Zeitalters
weniger mächtig, in ihre Reiche zurückgezogen und des
Lebens in Mittelerde überdrüssig. Zu Beginn des Vierten
Zeitalters, nach dem Ende des Ringkrieges, verlassen die
meisten von ihnen Mittelerde.
ERBEN EINER VERGESSENEN ZEIT
Toth möge mein Zeuge sein. Kaum ein Volk dieser
schönen und mannigfaltigen Welt wird von uns Menschen
so sehr missverstanden wie die Elben. Wir fühlen uns zu
ihnen hingezogen, bezaubert von ihrer Anmut und ihrer
Weisheit. Doch gleichzeitig fürchten wir ihre Macht und
verachten ihren Hochmut. Wir hassen sie dafür, dass sie
so reichlich beschenkt wurden von den Mächten des
Schicksals. Aber bei all den Gefühlen, die dieses alte Volk
bei uns weckt, so sind wir doch selten in der Lage, die
Elben mit unserem Geist zu erfassen. Wer versteht schon
Elben? Sie entziehen sich unseren Begriffen, sind so
anders als wir und uns gleichzeitig so ähnlich.
Nicht viele Menschen haben schon einmal einen Elben
gesehen und die allerwenigsten wissen, wie sehr sich
auch die einzelnen Volksstämme dieser edlen Rasse
unterscheiden. Dabei sollten sie uns wohlbekannt sein,
allein durch die Dinge, die sie uns gaben. Den wahren
Glauben an die Götter etwa, oder auch profane Dinge,
nach denen wir unser Leben richten, wie den Kalender.
Aussehen
Selten werden Elben größer als 5 Fuß oder wiegen mehr
als 100 Pfund. Männer und Frauen des Schönen Volkes
sind gleichermaßen anmutig und von zierlicher Gestalt,
und es fällt unsereinem schwer, Männlein von Weiblein zu
unterscheiden. In der Tat gleich die Elben am meisten
den schlanken Maiden unseres Volkes. Ihre Haut ist
perlmutten weiß bei den Stämmen des Nordens, während
sie bei den Stämmen des Südens von bronzener Farbe
ist. Das Haar, das sie lang tragen, ist glatt und von
silbrig-weißer Farbe. Ihre spitzen Ohren sind schuld
daran, dass viele Menschen sie mit den bösartigen
Kobolden in Verbindung bringen und ihnen deshalb
misstrauen.
Natürliche Fähigkeiten
Die Elben haben viele Fähigkeiten, wie wir Menschen sie
nur von den Tieren der Wildnis kennen. Dazu gehören die
scharfen Augen der Elben, die auch in der Nacht nur
wenig beeinträchtigt werden. In Anbetracht ihres zarten
Körperbaus haben sie eine erstaunliche Ausdauer, die sie
lange Märsche überwinden lässt, und sie benötigen
weniger Schlaf als wir Menschen. Ihre feinen Glieder sind
sehr geschickt, und die Elben bewegen sich voller Anmut,
doch haben ihre Muskeln nur wenig Kraft. Weshalb sie
dennoch ihre mächtigen Langbögen zu spannen
vermögen ist ein Rätsel. Vielleicht liegt es an ihrem
besonderen Gefühl für das Holz, aus dem der Bogen
gemacht ist.
Wenn Krankheit oder gewaltsamer Tod nicht dem Leben
eines Elben ein vorzeitiges Ende setzt, so lebt ein Elb so
lang, dass manche Menschen sie unsterblich zu nennen
pflegen. Das jedoch ist ein Irrtum. Ein Alter von 300 oder
400 Jahren allerdings ist keineswegs ungewöhnlich. Man
erzählt sich von einzelnen ihres Volkes, die sogar 1000
Jahre alt wurden. Dabei zeigt selbst ein
Vielhundertjähriger kaum Anzeichen des Alters, jedenfalls
nicht für menschliche Augen. Er sieht jung und gesund
aus wie ein Jungspund. Doch wurde mir gesagt, dass
schon eine einfache Erkältung, wenn nicht sogleich mit
Kräutern behandelt, ihn töten kann. Immer wieder fragen
mich Menschen, warum die Elben, wenn sie doch so alt
werden, denn so wenig zahlreich wären. Sie müssten
doch das Antlitz der Erde überfluten, da sie schon so
lange auf selbigem wandeln, und keine Angst vor Feinden
haben müssen. Dennoch halten die Elben auch in dieser
Beziehung die Natur im Gleichgewicht. Es ist wohl so,
dass die Frauen nur wenige Tage im Jahr empfangen
können. Es hat mit der Mondphase zu tun, doch mehr
wollte man mir nicht sagen. Außerdem will ich sagen,
dass der Zustand der Geilheit, welcher die Menschen so
sehr peinigt, den Elben unbekannt ist. Wohl wissen sie
die Schönheit der Glieder (und damit meine ich nicht das
eine) beim anderen Geschlecht durchaus zu schätzen.
Doch selten zieht es sie - wie die Nordländer zu sagen
pflegen - in die Büsche. Stattdessen wird die Schönheit
des Leibes und der Liebreiz des Wesens bewundert und
besungen, und bald die Hälfte der elbischen Lieder haben
derlei Dinge zum Thema. Übrigens können diese Lieder
zuweilen erstaunlich töricht sein - wenn man die Weisheit
diese ehrwürdigen Volkes bedenkt. |